Success Story
Interviewfragen an Flora Szurcsik-Nimmervoll
Alter: 33
Wohnhaft in: St.Pölten
Was hast du vor der NDU gemacht?
Vor der NDU war ich auf der Wiener Kunstschule im Studiengang “Keramik & Produktgestaltung”, wo ich auch meinen Mann kennengelernt habe, der jetzt mit mir zusammen das Studio Mars+Blum betreibt.
Warum hast du dich entschieden, an der NDU zu studieren und wie bist du auf die NDU aufmerksam geworden?
Für mich war von Beginn an die künstlerische Tätigkeit sehr wichtig. Gleichzeitig wollte ich mir Fähigkeiten aneignen die heute in herkömmlichen Kunstausbildungen etwas vernachlässigt werden. Etwa die wirtschaftlichen Aspekte aber tw. auch handwerkliche Fertigkeiten im Umgang mit Holz, Metall, Keramik etc.
Auf welches Projekt oder Auszeichnung während deiner Studienzeit bist du besonders stolz? Was war besonders oder herausfordernd daran?
Ich habe an einigen Future-Lab Projekten teilgenommen, die dann auch zur Umsetzung gekommen sind. Future-Lab Projekte sind eine tolle Möglichkeit einen Einblick in reale Auftrags- und Produktionssituationen zu bekommen. Ich war immer sehr stolz wenn mein Projekt vom Auftraggeber*Innen ausgesucht wurde, da ich mich immer sehr um solche Real-Projekte bemüht habe. Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war die Gestaltung und Umsetzung des Diversitas Award für das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Woran denkst du gerne zurück, wenn du an deine Studienzeit in St. Pölten/an der NDU denkst?
Es gibt viel einzelne Erlebnisse aus meiner Studienzeit an die ich gerne zurück denke. Vor allem denke ich sehr gerne an diverse Symposien und Intensiv-Workshops zurück.
Hast du während deines Studiums an der NDU gearbeitet? Wenn ja, wo? Extern/als studentische Aushilfe an der NDU auf Messen, als Studienassistent*in?
Ich habe immer sehr viel an der NDU gearbeitet, ich war öfters bei Messen und habe auch später einen Studienassistenz-Job im Lehrgang Buchgestaltung angenommen. Im Masterstudium, war ich auch in enger Zusammenarbeit mit der Marketingabteilung bei verschiedenen Ausstellungsprojekten in der gestalterischen Verantwortung. Unter anderem habe ich das Messe-Mobiliar der NDU für die BeSt-Messe gestaltet und auch angefertigt. Ich wurde von der NDU auch über mehrere Jahre hinweg für die Gestaltung und Umsetzung der Studentenausstellungen auf der Vienna Design Week oder der jährlichen Best-Of Ausstellung beauftragt, das hat mir natürlich auch auf meinem späteren beruflichen Weg sehr geholfen. Ich finde es sehr sinnvoll, aus den gestalterischen Ressourcen zu schöpfen die durch die vielen talentierten und engagierten Student*Innen vorhanden sind. Bestehende Student*Innen oder auch Alumni für Gestaltungsprojekte zu beauftragen erzeugt natürlich auch einen Mehrwert für Universität und Student*Innen.
Wie würdest du dein Studium in wenigen Worten beschreiben?
Intellektuell anspruchsvoll aber auch praxisbezogen. Das gilt vor allem für den Studiengang Design Handwerk und materielle Kultur. Ich habe es immer sehr geschätzt dass Studienprojekte nicht aufgrund ihres dekorativen Charakters bewertet wurden, sondert auf Basis der konzeptionellen Schlüssigkeit.
Würdest du den Studiengang erneut wählen?
Für mich war es die beste Entscheidung!
Welchen Tipp möchtest du jungen Studierenden mit auf den Weg geben?
Ein Tipp den ich gerne allen jungen Studierenden mitgeben will ist folgender: eine Universität ist kein Unterhaltungsprogramm. Es ist wichtig zu verstehen dass eine gute Ausbildung weder eine Garantie für einen guten Job noch Zufriedenheit im Leben ist. Es braucht Selbstverantwortung und Engagement um sich aus dem Studium möglichst viel herauszuholen. Wer Aussergewöhnliches erreichen will, muss dafür auch hart arbeiten, das gilt für jede Universität.
Inwiefern hat dich dein Studium auf deinen aktuellen Job vorbereitet? Welche Fähigkeiten, die du an der NDU gelernt hast, kannst du in deinem Job anwenden? Was in deinem Studium war am wichtigsten für deinen späteren Beruf?
Ich war immer sehr selbstständig und habe viel Eigeninitiative in meinem Studium eingebracht. Generell war es immer mein Ziel später selbstständig tätig zu sein, daher hab ich mich in meinem Studium auch immer auf Fächer und Lehrveranstaltungen konzentriert die mir auf diesem Weg helfen. Natürlich konnte ich sehr viel aus den wirtschaftlichen Fächern für mich mitnehmen, aber besonders wertvoll war für mich immer der praktische Teil, das “Designstudio”. Die Umsetzung gestalterischer Projekte braucht sehr viel zeitliche und geistige Ressourcen und ich habe viel von der großartigen Betreuung der Studiengangsleitung profitieren können, da es mir so möglich war Methoden für meine gestalterische Praxis auszubilden und wurde dabei immer sehr sehr gut von den Lehrenden gefördert.
Dein Job hat dich nach XXX geführt. Bist du noch mit der NDU/St.Pölten/NÖ verbunden?
Ich bin nach meinem Studium tatsächlich in St.Pölten geblieben und habe hier nun mein Studio. Ich fand es damals als Studentin schon wichtig mich mit der Stadt und der Kulturszene auseinanderzusetzen, dadurch habe ich hier gute Kontakte gewinnen können. Leider machen das die wenigsten Student*Innen der NDU und verpassen dadurch die unvermutete Vielseitigkeit dieser Stadt. Ich bin auch immer noch mit der NDU verbunden, und bin immer wieder als Gastkritikerin eingeladen oder unterrichte bei diversen Seminaren.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest? Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich trenne eigentlich Freizeit und Beruf nicht voneinander, genaugenommen beschäftige ich mich immer mit meiner “Arbeit”. Ich finde grundsätzlich den Begriff “Work-Life-Balance" schon sehr eigenartig, denn meine Arbeit ist auch gleichzeitig mein Lebensinhalt. Das liegt vor allem daran dass ich liebe was ich tue. Abends oder am Wochenende bin ich oft am Recherchieren oder lese Bücher zu Themen die ich in meinen Projekten bearbeite. Da ich und mein Mann uns sehr stark mit politisch motivierten Projekten auseinandersetzten ist es wichtig über Dinge Bescheid zu wissen, somit verbringen wir unsere “Freizeit” oft damit uns weiterzubilden oder zu diskutieren. Wir besuchen auch sehr häufig Ausstellungen.
Selbstständig:
Wie/wann kam es zur Gründung?
Zusammen mit meinem Mann haben wir das Studio Mars + Blum gegründet. Wir arbeiten schon seit 10 Jahren gemeinsam an Kunstprojekten, aber erst seit 2019 haben wir in St.Pölten unser gemeinsames Studio unter diesem Namen. 2022 haben wir dann eine Firma gegründet die M+B Designers of Love OG, agieren aber vorrangig unter dem Namen Mars+Blum. Gemeinsam entwickeln wir Projekte an der Schnittstelle von Design und Kunst mit stark gesellschaftspolitischem Hintergrund.
Bist du ein Ein-Personen-Unternehmen oder hast du Mitarbeiter?
Wir sind zu zweit, haben aber immer wieder bei unterschiedlichen Projekten MItarbeiter*Innen oder Freelancer*Innen beschäftigt. Grundsätzlich arbeiten wir zu zweit am besten. Wenn man so lange zusammen lebt und arbeitet funktionieren viele Dinge einfach schon fast automatisch.
Was unterscheidet dich vom Mitbewerb?
Ich glaube wir haben eine sehr eigene Art die Welt wahrzunehmen, daher sind unser Lösungsansätze und Projekte meist eher ungewöhnlich. Wir beschäftigen uns auch immer sehr intensiv mit den “unsichtbaren” Aspekten von Gestaltung und Kunst, daher ist uns grundsätzlich der Zusammenhang mit Gesellschaft und Umwelt wichtiger als das Aussehen von Dingen. Dabei geht es uns nicht darum wie Dinge “konsumiert” werden können, sondern eher wie sich diese Dinge auf die Umwelt auswirken. So sind alle Projekte die wir umsetzten immer sehr kritisch und hinterfragend.
Woran arbeitest du gerade?
Puh… an viel zu vielen Dingen gleichzeitig. Wir sind dieses Jahr bei einigen Ausstellungen vertreten und arbeiten daher gerade einige künstlerische Projekte aus. Letztes Jahr im Herbst, waren wir als Künstlerinnen bei der ersten Ausstellung des KinderKunstLabors eingeladen und haben dort eine Installation ausgestellt, die wir speziell für das KinderKunstLabor entwickelt haben. Diese hat auch medial große Wellen geschlagen und wir durften uns nach dieser Ausstellung über viele Anfragen freuen. Diese Installation wird dieses Jahr auch im Karikaturmuseum Krems zu sehen sein. Abgesehen davon arbeiten wir laufend an künstlerischen Projekten zu verschiedenen politischen Themen, zu denen wir aber noch nicht zu viel verraten wollen. ;)
Was sind die Herausforderungen in der Selbstständigkeit, bzw. bei der Unternehmensgründung?
Die größte Herausforderung als Selbstständige ist die Bürokratie mit der man zu kämpfen hat. Beispielsweise ist das Steuersystem so aufgebaut dass es für Normalsterbliche einfach nicht begreifbar ist. Es gibt viele Dinge die man im Blick behalten muss, Fristen, Erklärungen, etc. ausserdem ist es sehr teuer selbstständig zu sein. Ohne Steuerberater ist es sehr schwer, sobald man bestimmte Umsatzgrenzen überschreitet. Aber das ist nunmal der Preis dafür dass man sich seine Projekte und Klient*Innen selbst aussuchen kann, für uns ist das in Ordnung.
Wie hat dich das Bachelor/Master Studium darauf vorbereitet?
Ich habe ja den Bachelor Design, Handwerk und materielle Kultur sowie den Master Innenarchitektur und visuelle Kommunikation besucht, wodurch ich gelernt habe Gestaltungsprojekte von vorne bis hinten durchzuplanen. Ich habe auch viel gelernt was die Präsentation von Projekten betrifft, das funktioniert aber nur dann wenn das Konzept auch Hand und Fuss hat.
Wer zählt zu deinen Kunden, bzw. gibt es Referenzprojekte?
Wir arbeiten mit vielen unterschiedlichen Institutionen zusammen, arbeiten aber immer im Kunst und Kultur Bereich. Zu unseren Klient*Innen gehört zum Beispiel das ZOOM Kindermuseum, für das wir seit einigen Jahren die Drucksorten gestalten und beim Re-Design der Corporate Identity involviert sind. Wie vorhin auch schon erwähnt arbeiten wir auch mit dem KinderKunstLabor zusammen, für das wir bereits eine große Kunst-Installation konzipiert und umgesetzt haben, die auch bald im Karikaturmuseum Krems zu sehen sein wird. Letztes Jahr haben wir den Adolf-Peschek-Preis für bildende Kunst gewonnen, für eine künstlerische Intervention hier in St.Pölten, mit dem Titel “Löwinnenhof*- or how to scare peoples pants off”. Dieses Projekt hat damals in Niederösterreich einen großen medialen Shit-Storm ausgelöst, da wir in dieser Arbeit im öffentlichen Raum einen Ortsnamen gegendert haben und das bei vielen Menschen scheinbar immernoch Empörung auslöst. Wir haben uns sehr über die mediale Aufmerksamkeit gefreut, denn was spricht mehr für ein Projekt als in diversen rechts-orientierten Medien zerrissen zu werden. ;)


