Gastprofessor Christof Nardin im Gespräch

Wie hat sich Ihr Kontakt zur NDU ergeben? Wann bzw. wie sind sie überhaupt mit der Universität in Berührung gekommen?
Die NDU war mir natürlich schon lange ein Begriff. Erste Berührungspunkte ergaben sich durch einen Absolventen, der 2013 im Rahmen eines Praktikums bei uns gearbeitet hat. Ich freue mich auf die Gelegenheit, im Rahmen der Gastprofessur die NDU näher kennenzulernen.
Wo liegen Ihre gestalterischen Schwerpunkte – bzw. jene von Bueronardin? Gibt es Bereiche (oder umgesetzte Projekte), die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Wir interessieren uns für alte und neue Medienräume, für Kommunikation, Marken aber auch Inhalte: Ausstellungsgestaltung mit Buch und Plakatprojekt, Branding auf allen Kanälen, Corporate Design mit Web und Raumgestaltung. Auch Bücher sind für uns Räume die mit Bild, Text, Proportion, Oberfläche, Geruch gefüllt werden. Die Möglichkeiten sind heue so groß wie nie – genau das werden wir (auch) an der Universität erforschen.
Bringen Sie auch spezifische Erfahrungen aus diesen Bereichen bzw. aus diesen Lieblingsprojekten in Ihre Gastprofessur an der NDU hinein? Anders gesagt, gibt es auch persönliche Erfahrungen aus ihrer gestalterischen Praxis, die Sie weitergeben können?
Ich arbeite seit über 10 Jahren selbständig – in Teams und der Lehre im Bereich der visuellen Kommunikation. Kein Projekt gleicht dem anderen. Wir haben Wettbewerbe und Preise gewonnen und auch sehr viele Projekte umgesetzt. Diese Erfahrung bringe ich natürlich mit an die NDU. Gemeinsam mit den Studierenden werden wir aktuelle Themen und Fragestellungen anhand konkreter Projekte erforschen.
Das Masterstudium »Innenarchitektur & visuelle Kommunikation« ist eher eine ungewöhnliche Kombination. Was ist Ihrer Meinung nach der größte Vorteil an dieser Verbindung? Was finden Sie besonders spannend daran?
In unserer Praxis ist die Zusammenarbeit mit Architektinnen und Architekten nicht ungewöhnlich. Etwa bei Ausstellungsprojekten, Leitsystemen oder wenn es um Räume für Marken (Brand Spaces) geht, gibt es permanente Überschneidungen. Meine Erfahrung zeigt, dass miteinander zu besseren Lösungen führt als nebeneinander.
Das große Potential dieses Masterstudiums ist, dass die Studierenden beider Schwerpunkte voneinander lernen: Denk- und Arbeitsweisen, Sprache, technische Möglichkeiten und fachliche Standards. Die Studierenden sollen sich gegenseitig motivieren und ein Auge und Interesse für das größere Ganze entwickeln. Ich möchte die Studierenden motivieren, die Grenzen der beiden Fachbereiche zu übertreten und für neue Herausforderungen offen zu sein.
Was möchten Sie den Studierenden im Bereich »visuelle Kommunikation« vermitteln? Was halten Sie hier für besonders wichtig?
Es geht um Funktionsweisen von Kommunikation, aber auch um Experiment, konzeptionelles Denken, fachliches Wissen und handwerkliches Tun. Ich möchte Studierende fördern, eine individuelle Arbeitsweise, gestalterische Haltung, und die eigene Handschrift zu finden oder zu festigen. Und ganz wichtig: Humor, Selbstkritik und die Kritik der anderen zuzulassen.
St. Pölten bewirbt sich als Kulturhauptstadt Europas 2024, die Entscheidung wird 2019 gefällt. Wie sehen Sie die Bedeutung dieser Bewerbung für die Kreativszene in der Region?
St. Pölten ist eine Stadt mit großartigen Institutionen und viel Potential. Bewerbungen wie diese können über weitgespannte kulturelle Initiativen viele Wirtschaftszweige nachhaltig befruchten. Auch die Kreativszene hat die Möglichkeit, sich in Stellung zu bringen und sollte das auch tun.
Im Oktober fängt ihre Professur an der NDU an, davor geht noch die Vienna Design Week über die Bühne – und im Moment arbeiten Sie mit Hochdruck am Relaunch ihrer Website. Vom Sommerloch also keine Rede – machen Sie irgendwann auch Pause?
Nein, von Sommerloch keine Rede. Pause mache ich zwischendurch im Grünen oder am Blauen. Die Vorbereitungen für die Vienna Design Week sind bis zum Semesterbeginn abgeschlossen – ich hoffe auch unsere neue Website und diverse andere sehr schöne und interessante Buch- und Ausstellungsprojekte. Damit ich mich dann mit voller Kraft auf das Semester konzentrieren kann.
KURZBIO CHRISTOF NARDIN
Mag. Christof Nardin, Studium (Informationsdesign) an der Schule für Gestaltung Ravensburg und Grafik-Design an der Universität für angewandte Kunst Wien. Betreibt sein eigenes Studio für visuelle Kommunikation, ist Art Director bei der deutschsprachigen Ausgabe von Forbes und Teil internationaler Jurys, leitet Workshops, ist in der Lehre mit Fokus auf »alle Medien« tätig. 2007 Gründung Bueronardin mit Fokus auf Grafik- und Informationsdesign in den Bereichen Kunst, Kultur, Forschung und Creative Industries. Ausstellungsgestaltung, Signaletik, Buchgestaltung, Corporate Design, Web und Interface Design. Das auf ein kleines Team und ein großes Netzwerk gewachsene Studio für visuelle Kommunikation zählt zu den renommiertesten Österreichs.
Internationale Ausgezeichnungen (Auswahl): Type Directors Club New York, Art Directors Club Deutschland, iF Design Award und Red Dot Award, Hong Kong Design Awards, Joseph Binder Award, Schönste Bücher Österreichs, 100 Beste Plakate und wurde mehrfach nominiert für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland.
Mehr über Christof Nardin: http://christofnardin.com
Studio Bueronardin: http://bueronardin.com/


