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Designgeschichte mit Zukunft

"Niederösterreichische Wirtschaft" Nr. 51

Ein Unternehmer mit WIFI-Berufsreifeprüfung und eine Abgängerin der New Design University (NDU) retten mit dem Wilhelmsburger Geschirr-Museum ein Stück österreichischer Designgeschichte in die Zukunft. Schlossermeister Manfred Schönleitner und Martina Fink im Interview über ihr Engagement und ihre Visionen.

2007 wurde das Wilhelmsburger Geschirr-Museum eröffnet und wird seither durch den Verein Wilhelmsburger Geschirr-Museum ehrenamtlich betreut. Das Museum ist in der Winckhlmühle untergebracht, in der die Geschirrproduktion rund um das Wilhelmsburger Steingut und Lilien-Porzellan seinen Anfang genommen hat.

 

Wie kam es zur Gründung des Geschirr-Museums?
Schönleitner:
Ich bin ein typisches Arbeiterkind aus der Gegend und habe mich 1986 als Schlossermeister selbstständig gemacht. Auf der Suche nach Kunden stellte ich mich in der Winckhlmühle vor und habe ab diesem Moment für Lilienporzellan gearbeitet. So entstand meine emotionale Nähe zur Fabrik und ihren Arbeitern sowie zu den legendären Produkt-Linien „Daisy“ und „Corinna“, die die österreichische Design-Geschichte stark geprägt haben. Die Schließung der Firma war für mich ein unglaublich trauriger Moment. Ich bin danach immer wieder am Firmengelände auf und ab spaziert, mit dem Gedanken, man müsse die Geschichte von Lilienporzellan und einen Teil der alten Gemäuer in die Zukunft retten. 2004 bekam ich von Laufen Austria die Chance, den ältesten Gebäudetrakt des Fabriksareals zu erwerben. Innerhalb von drei Jahren habe ich diesen Trakt saniert und 2007 das Museum eröffnet.

Frau Fink, wie kam es zu Ihrer Mitarbeit im Geschirrmuseum?
Fink: Über private Verbindungen bin ich mit Manfred Schönleitner in Kontakt gekommen und konnte das Projekt „Geschirr-Museum“ von Anfang an live mitverfolgen. Die Umbauarbeiten, insbesondere aber auch die Objekte und das Archiv haben mich dermaßen gefesselt, dass ich von der Stunde null an aktiv am Entstehungsprozess des Museums mitwirken wollte.

Wie hat das Studium an der NDU dabei geholfen?
Fink: Die Wissensvermittlung erfolgt realitäts- und praxisnah, lässt aber auch viel Spielraum. So konnte ich profundes Know-how in sämtlichen Bereichen der grafischen und medialen Gestaltung erwerben und zugleich meine individuellen Gestaltungs-Ideen experimentell ausloten. Meine Lieblingsfächer waren Typographie und Kalligraphie: Diese Disziplinen gehen im Computerzeitalter immer mehr verloren.

Wie hoch waren die Investitionen und wie halten Sie den Museums-Betrieb am Laufen?
Schönleitner: Neben tausenden unbezahlten Arbeitsstunden habe ich allein rund 1,7 Millionen Euro an Eigenmitteln in die Umbau- und Adaptierungsarbeiten gesteckt. Wir haben zu diesem Zweck einen Verein gegründet. Dieser besteht aus sieben ehrenamtlichen Mitarbeitern, wovon sich derzeit vier, allen voran Martina Fink und Johanna Kräftner, aktiv in den Museumsbetrieb einbringen. Unsere Ehrenamtlichkeit stößt aber immer mehr an ihre Grenzen und wir mussten die Öffnungszeiten stark drosseln. Es haben alle Vereinsmitglieder berufliche und familiäre Verpflichtungen zu erfüllen und ich muss auch meinen Schlosserbetrieb weiterführen.

Wie sieht die Zukunft für das Geschirr-Museum aus?
Schönleitner: Die Bevölkerung in und um Wilhelmsburg verknüpft viele Erinnerungen und Geschichten mit Lilienporzellan und erachtet das Museum als „öffentliches Gut“ und kritisiert die eingeschränkten Öffnungszeiten. Das hat uns veranlasst, Verhandlungen aufzunehmen, mit dem Ziel, entsprechende Unterstützung zu erlangen. Der Museumsbetrieb soll von der öffentlichen Hand getragen werden und funktionieren und – wenn möglich – auch die historische und nach wie vor funktionstüchtige Fabrikshalle gegenüber dem Museum einer Wiederbelebung zugeführt werden können.

Was sind Ihre Pläne?
Schönleitner: Als Unternehmer hat man stets Pläne und lernt nie aus. Ich wollte schon immer die Matura machen und habe nun am WIFI NÖ die Berufsreifeprüfung abgelegt. Mein nächster Schritt geht in Richtung Universitätsstudium. Das Fach steht bereits fest: Europäische Ethnologie.


Fink: Ich plane, ein Buch über die Geschichte von Menschen zu schreiben, die seinerzeit in der Firma ÖSPAG (Anm. Österreichische Sanitär Keramik und Porzellan Industrie AG) mit den Produktionszweigen Lilienporzellan und Sanitärkeramik (Marke Laufen) gearbeitet haben.

Weitere Infos:
Verein Wilhelmsburger Geschirr-Museum
Färbergasse 11
3150 Wilhelmsburg
Telefon: 02746/4644
Mail: office@geschirr-museum.at

Öffnungszeiten und Infos:
www.geschirr-museum.at

Erschienen in "Niederösterreichische Wirtschaft" Nr. 51, 20.12.2013.

(Artikel als PDF)

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